Mit Toyota in der Formel 1: Wie DeepSeek die AI-Welt verwirrt

Das chinesische AI-Unternehmen DeepSeek sorgt für Aufsehen in der Technologiebranche. Der Startup aus Hangzhou behauptet, seine AI-Modelle könnten theoretische Gewinne von 545% pro Tag erwirtschaften. Das Wörtchen "theoretisch" leistet hier echte Schwerstarbeit.

Die Zahlen klingen beeindruckend: Potenzielle Tageseinnahmen von 562.027 Dollar stehen Kosten von 87.072 Dollar gegenüber. Eine Marge, bei der selbst Luxusmodemarken vor Neid erblassen. Besonders pikant: DeepSeek erreicht diese Ergebnisse mit bescheidenen Mitteln. Gerade einmal 6 Millionen Dollar investierte das Unternehmen in Chips - Kleingeld im Vergleich zu US-Konkurrenten wie OpenAI.

Der Toyota unter den AI-Chips

Die technische Basis bilden Nvidias H800-Chips. Das entspricht in etwa dem Versuch, mit einem Toyota ein Formel-1-Rennen zu gewinnen. Erstaunlicherweise funktioniert genau das. DeepSeek verarbeitet täglich 608 Milliarden Input-Token und erzeugt 168 Milliarden Output-Token. Jeder H800-Knoten bewältigt etwa 73.700 Token pro Sekunde.

Die Realität hinter den Traumzahlen

Doch der Teufel steckt im Detail. DeepSeek räumt ein, dass die tatsächlichen Einnahmen "deutlich niedriger" ausfallen als die theoretischen Berechnungen. Die meisten Dienste sind nicht monetarisiert. Das Unternehmen verschenkt seine Produkte über Web- und Mobile-Apps - wie ein High-Tech-Food-Truck, der Gratisproben verteilt.

Ein Orchester aus Halbleitern

In Spitzenzeiten laufen 278 Knoten mit jeweils 8 GPUs. Nachts wird die freie Rechenleistung für Forschung und Training genutzt. Die Kosten pro GPU liegen bei etwa 2 Dollar pro Stunde. DeepSeek setzt auf technische Innovationen wie Cross-node Expert Parallelism - quasi ein Orchester aus Halbleitern, das perfekt im Takt spielt.

Die Ankündigung erfolgt zu einem brisanten Zeitpunkt. Branchengrößen wie OpenAI und Anthropic experimentieren noch mit ihren Geschäftsmodellen. Investoren werden ungeduldig und fragen sich, wann - oder ob - diese Unternehmen profitabel werden. DeepSeeks theoretischer Jahresumsatz könnte 200 Millionen Dollar erreichen. Das ist ungefähr so realistisch wie die Annahme, man könne rund um die Uhr arbeiten.

In einem ungewöhnlichen Schritt für die verschwiegene AI-Branche gewährt DeepSeek Einblicke in seine technischen Innovationen. Während amerikanische Unternehmen ihre Geheimnisse hüten wie Drachen ihren Goldschatz, setzt DeepSeek auf Transparenz - zumindest bei den technischen Errungenschaften.

Warum dies wichtig ist:

  • DeepSeeks Zahlen sind der erste öffentliche Einblick in potenzielle AI-Gewinnmargen - allerdings mit der Betonung auf "potenziell". Die Lücke zwischen Theorie und Praxis zeigt, wie schwierig die Wirtschaftlichkeit im AI-Sektor tatsächlich ist.
  • Entweder hat DeepSeek eine revolutionäre Methode entdeckt, mit weniger leistungsfähiger Hardware beeindruckende Ergebnisse zu erzielen - oder jemand hat sich schlicht verrechnet. Die massive Chipinvestition amerikanischer AI-Unternehmen erscheint plötzlich in einem fragwürdigen Licht.

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